Du sitzt vor deinem frischen Pastellbild. Die Farben leuchten, dein Tierportrait schaut dich fast schon lebendig an – aber die Fellfläche oder der Hintergrund wirkt noch ein bisschen… naja, grob. So, als hätte dein Hund oder deine Katze gerade in einen Farbtopf gebissen.
Da fehlt noch dieses weiche, sanfte Ineinanderfließen der Töne. Genau da kommen deine Geheimwaffen ins Spiel:
Finger und Tortillon.
Klingt simpel?
Ist es auch – aber nur, wenn du weißt, wie du sie richtig einsetzt. Und ja, beide haben ihre Stärken und Macken.
Ganz ehrlich: Stell dir ein Fell vor, das aussieht wie eine gestreifte Wandtapete. Oder einen Himmel, der aussieht, als hättest du mit Edding drauf losgemalt.
Pastell lebt von diesem weichen Schmelz. Es macht den Unterschied zwischen „Oh, nett“ und „Wow, das Tier springt gleich vom Papier!“.
Weiche Verläufe geben deinem Bild Tiefe, Plastizität und Atmosphäre. Fell wirkt flauschig, Augen glänzen realistischer und Hintergründe verschwinden elegant ins Nichts.
Ohne Verläufe bleibt’s einfach… flach.
Ja, deine Finger sind echte Alleskönner. Warm, flexibel und immer griffbereit.
Mit ihnen kannst du Pastellfarben ineinanderreiben, verwischen und Übergänge superweich gestalten.
Du hast volle Kontrolle über Druck und Fläche.
Deine Fingerspitze kommt an jede Stelle ran.
Es fühlt sich einfach natürlich an – wie Malen ohne Werkzeug.
Pastell ist nicht unbedingt hautfreundlich (einfach mal Hände nach dem Malen anschauen – hallo Schlumpffinger
Du schleppst schnell mal ungewollt Farbe von A nach B.
Nach ein paar Minuten sieht dein Finger aus wie ein Mini-Malkasten.
👉 Tipp: Hab immer ein Stück Küchenrolle parat. Finger kurz abwischen und schon geht’s weiter.
Falls du jetzt denkst: „Tortillon, was bitte?
Klingt wie eine Nudel!“ – fast richtig. 😂 Tatsächlich ist es ein zusammengerolltes Stück Papier, das vorne spitz zuläuft. Künstler nutzen ihn zum Verwischen von Graphit, Kohle – und eben auch Pastell.
Du kannst extrem präzise arbeiten (ideal für kleine Fellpartien oder Augenränder).
Du versaust dir nicht gleich die ganze Hand.
Er lässt sich ausspitzen oder nachschärfen, wenn er zu sehr eingesaut ist.
Für große Flächen ist er nervig (du verwischst dich tot).
Wenn er zu dreckig ist, mischt er dir Schlammfarben.
Er hat nicht dieses „natürliche Gefühl“ wie dein Finger.
👉 Tipp: Halte mehrere Tortillons parat – am besten für unterschiedliche Farbbereiche.
Sonst trägt dein „schöner Himmelblau-Tortillon“ plötzlich Schwarz im Gesicht deines Hundes ein.
Jetzt mal Butter bei die Fische: Was ist besser? Die ehrliche Antwort: Beide!
Finger = ideal für große, flauschige Flächen, weiche Hintergründe, schnelle Übergänge.
Tortillon = perfekt für Details, Kanten, kleine Schattierungen, Fellstrukturen.
Am Ende ist es wie beim Kochen:
Manchmal brauchst du die große Pfanne, manchmal das kleine Messer. Beide gehören einfach in deine Künstlerküche.
Damit du das Ganze nicht nur theoretisch kennst, hier eine kleine Praxisanleitung:
Grundfarben auftragen – lege deine Haupttöne nebeneinander, ruhig großzügig.
Leicht andrücken – mit der flachen Seite der Kreide etwas „Farbe parken“.
Finger einsetzen – kreisende Bewegungen oder sanftes Wischen, um die Übergänge fließend zu machen.
Tortillon für Details – Übergänge an kleinen Flächen nacharbeiten (z. B. zwischen Auge und Fell).
Schichten, schichten, schichten – Verläufe wirken am schönsten, wenn du mehrere Lagen übereinander aufbaust.
Zu viel Rubbeln: Wenn du Pastell zu stark verwischst, sieht es stumpf aus. Lieber sanft arbeiten.
Falscher Untergrund: Auf glattem Papier kannst du verwischen, bis du grün wirst – die Farbe hält nicht. Nimm Pastellpapier mit „Zahn“.
Schlammfarben: Finger oder Tortillon nicht sauber? Zack, brauner Matsch statt leuchtendem Blau. Also regelmäßig reinigen.
Nur verwischen: Vergiss nicht: Pastell lebt auch von klaren Linien. Nicht alles muss butterweich sein.
Ich erinnere mich noch, wie ich mein erstes Katzenportrait gemalt habe.
Voller Motivation, aber der Hintergrund sah eher nach Kinderzimmerwand aus. Dann kam der Tipp mit dem Tortillon. Zack – plötzlich wirkte der Hintergrund wie ein weiches Bokeh-Foto.
Das Fell der Katze bekam mehr Tiefe, die Augen strahlten. Ich dachte nur:
„Ach du meine Güte – warum hat mir das niemand früher gesagt?!“
Seitdem: Finger für große Flächen, Tortillon für den Feinschliff. Eine unschlagbare Kombi.
Finger oder Tortillon - am Ende ist es kein Entweder-oder, sondern ein Dreamteam.
Mit ein bisschen Übung wirst du merken, wann welches Werkzeug besser funktioniert.
Und glaub mir: Deine Pastellbilder werden dadurch direkt viel professioneller aussehen.
Also schnapp dir dein Pastellpapier, leg los und hab keine Angst, dir die Hände schmutzig zu machen.
Denn mal ehrlich: Ein bisschen bunte Finger gehören doch einfach dazu, oder? 😎
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ÜBER DEN AUTOR

Andreas Stolz
Leidenschaftlicher Naturliebhaber und begeisterter Natur- und Tiermaler mit Pastellkreide
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