Du zeichnest Tiere nach Fotos? Dann pass jetzt gut auf.

 

Hey du, schön, dass du wieder da bist.

Sag mal ehrlich – wie oft hast du schon vor einem Referenzfoto gesessen, Pastell in der Hand, und gedacht:
„Wenn ich das einfach nur exakt so hinkriege, dann ist’s perfekt!“

Und dann… schaut dich dieses Tier auf deinem Blatt an – und irgendwas stimmt einfach nicht.
Die Proportionen? Super.
Die Farben? Spot on.
Aber – keine Seele. Kein Funke. Nur… brav.

Willkommen im Dilemma aller realistischen Künstler:innen:
Das Foto ist perfekt – aber das Bild lebt nicht.
Heute zeig ich dir, wie du genau diesen Punkt überwindest.
Wie du vom Foto ausgehst, aber nicht im Foto steckenbleibst.
Wie du deinen eigenen Stil findest, ohne die Realität zu verlieren.

Also, mach’s dir gemütlich, schnapp dir deine Pastelle – und lass uns eintauchen in diese wunderbare Gratwanderung zwischen Beobachtung und Ausdruck.


Warum Fotos Fluch und Segen sind

Also, fangen wir mal ganz ehrlich an:
Wir alle brauchen Referenzen. Punkt.
Kein Mensch kann sich jede Fellrichtung, jede Muskelspannung, jedes Lichtverhältnis aus dem Kopf vorstellen.
Und das ist auch völlig okay!
Fotos sind wie kleine Wissensspeicher – sie halten Momente fest, die wir im Atelier rekonstruieren können.

Aber – und das ist der Knackpunkt – Fotos sind tot.
Sie sind nur ein eingefrorener Moment, zwei Dimensionen, keine Bewegung, kein Atem.
Wenn du also einfach kopierst, kopierst du Stillstand.

Ich sag meinen Kursteilnehmern immer:
„Wenn du das Foto nachmalst, machst du ein Abbild.
Wenn du das Tier malst, machst du eine Begegnung.

Und genau da liegt die Magie.
Ein Tierporträt lebt von Persönlichkeit. Von Energie.
Von dem Moment, wo du das Gefühl hast: Da ist jemand da.

Das Foto ist also nicht dein Ziel – es ist dein Sprungbrett.
Es zeigt dir, was da ist, aber du entscheidest, was wichtig ist.


Die Jagd nach dem richtigen Referenzfoto

Okay, Zeit für die Wahrheit:
Ein schlechtes Referenzfoto kann dir die ganze Lust am Malen ruinieren.
Das ist wie ein Rezept mit vertauschten Zutaten – egal wie gut du kochst, es wird komisch schmecken. 😅

Darum: investiere Zeit in die Auswahl.
Schau nicht nur, was du malst, sondern wie das Licht, die Farben und der Ausdruck wirken.

Ich zum Beispiel liebe es, Tiere in natürlichem Licht zu fotografieren – am liebsten morgens oder kurz vor Sonnenuntergang.
Da hast du dieses warme, goldene Leuchten, das sich in den Augen spiegelt und im Fell tanzt.
Wenn du so ein Foto hast, bist du schon halb fertig.

Und ganz ehrlich – wenn du keins findest: mach eins!
Oder bitte jemanden, der’s kann.
Manchmal ist es besser, eine Stunde lang das perfekte Foto zu jagen,
als drei Tage an einem langweiligen Bild zu malen.

Tipp: Achte auf Kontraste.
Ein Tier im Schatten ist wunderschön, aber für ein Porträt oft eine Qual.
Du brauchst Licht, um Volumen zu zeigen – das ist das A und O in der Pastellmalerei.
Denn Pastell lebt von Leuchten, von Schichten, von diesem weichen Übergang zwischen Licht und Dunkel.

Und wenn du dein Foto hast – frag dich:
Was erzählt dieses Bild?
Ist das nur ein Tier – oder ist das Charakter, Geschichte, Seele?
Wenn du das spürst: Jackpot.


Analysieren statt Abmalen

Bevor du auch nur einen Strich machst, lern dein Foto kennen.
So richtig.
Setz dich davor und beobachte:
Wo ist das Hauptlicht? Wo fällt der Schatten? Wo ist Spannung in der Form?

Ich mach mir oft kleine Mini-Skizzen – winzige Pastell- oder Graphitnotizen, 5x5 cm.
Nicht schön, nicht detailliert – aber die helfen mir, die Bildstruktur zu verstehen.

Ich schau mir auch an:
Welche Farben dominieren wirklich?
Denn Achtung: Die Kamera lügt!
Was auf dem Foto grau aussieht, kann in Wahrheit bläulich, rosé oder warmbraun sein.
Wenn du nur nach den Fotofarben gehst, verlierst du Tiefe.

Mach dir also deine eigene Farbkarte.
Teste, welche Töne harmonieren.
Das ist wie ein Gespräch zwischen deinem Auge und deinem Material – ihr müsst euch erstmal kennenlernen.

Dann kommt der spannendste Teil:

Entscheidungen treffen.
Willst du den Hintergrund behalten?
Oder lenkt der ab?
Willst du das Licht verstärken, damit es dramatischer wirkt?
Dann tu’s!
Du bist der Regisseur deines Bildes, nicht der Kopierer eines Fotos.


Vom Abbild zum Ausdruck

Hier trennt sich der Realist vom Künstler. 😏
Denn jetzt geht’s nicht mehr darum, was du siehst – sondern was du fühlst.

Wenn du ein Tierporträt malst, frag dich:
Was macht dieses Tier aus?
Ist der Hund verspielt? Sanft? Stolz?
Ist die Katze neugierig oder reserviert?

Diese Emotionen kannst du durch Farbe, Linie, Kontrast und Struktur ausdrücken.
Zum Beispiel:
Ein nervöser Hund – kurze, zackige Striche.
Eine ruhige Katze – weiche Übergänge, fließende Kanten.
Ein majestätisches Pferd – klare Lichter, kraftvolle Schatten.

Du kannst sogar mit der Farbtemperatur spielen:
Kühle Farben für Distanz oder Ruhe, warme für Nähe und Zärtlichkeit.

Und jetzt der wichtigste Punkt: Loslassen.
Ja, ich weiß – du willst, dass’s perfekt aussieht.
Aber wenn du nur an Perfektion denkst, wird’s steril.
Manchmal macht ein krummer Strich das Bild menschlich – oder besser gesagt: lebendig.

Kunst ist kein Wettbewerb um Realismus.
Kunst ist Kommunikation.
Wenn dein Bild eine Stimmung auslöst – hast du gewonnen. 🎯


Deine Handschrift entwickeln

Deine Handschrift ist wie deine Stimme:
Am Anfang klingt sie vielleicht unsicher,
aber je öfter du sie nutzt, desto klarer wird sie.

Du entwickelst sie nicht, indem du kopierst –
sondern indem du interpretierst.

Ich zum Beispiel übertreibe gerne Licht.
Andere spielen mit Farbtönen, die’s im Original gar nicht gibt.
Und das ist wunderbar!

Deine Aufgabe ist es nicht, die Realität zu verbessern,
sondern sie zu erzählen.

Wenn du zum Beispiel ein Pferd malst –
überleg: Willst du Eleganz zeigen? Dann reduziere die Details.
Willst du Kraft? Dann betone Muskeln, Kanten, Glanzlichter.

Deine Handschrift entsteht da,
wo du bewusst anders entscheidest,
als das Foto es dir vorgibt.


Zusammenfassung & Motivation

Also, fassen wir zusammen:
Ein gutes Tierporträt entsteht nicht durch Genauigkeit, sondern durch Verbindung.

Das Foto ist dein Ausgangspunkt,
aber du bist der, der Leben hineinbringt.

Analysiere dein Bild, triff Entscheidungen,
nimm dir die Freiheit, Dinge zu verändern, denn das ist genau das, was aus einer Zeichnung Kunst macht.

Wenn du das nächste Mal ein Tier siehst, schau nicht nur hin – spür hin.
Wie riecht der Moment, wie klingt er, wie bewegt sich das Tier?
All das kann in deinem Strich stecken.

Und wenn du magst, schreib mir unten in die Kommentare:
Wie gehst du mit Referenzen um?
Kopierst du manchmal? Oder interpretierst du schon mutig?
Ich bin super gespannt!

Abonniere gern, wenn du mehr über Pastelltechnik, Tierporträts und kreative Freiheit lernen willst –
und denk dran:

Fotos zeigen, was war.  Du malst, was ist. 🐾✨

 

 

ÜBER DEN AUTOR

Autor

Andreas Stolz

Leidenschaftlicher Naturliebhaber und begeisterter Natur- und Tiermaler mit Pastellkreide

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